EUREXIT

von Kostas Papakostopoulos
nach Aischylos’ „Agamemnon“

 

Das Deutsch Griechische Theater setzt sich mit der Zukunft Europas auseinander und stellt die Inszenierung des Projekts EUREXIT vor: ein theatralisches Experiment von Kostas Papakostopoulos um die aktuelle Krise der Wertegemeinschaft Europa.

 

Der Chor – im antiken Drama ist er die Stimme des Volkes. Mit einer Stimme sprechen hier die ungehörten Vielen. Ein Zusammenstimmen verschiedener Stimmlagen. Polyphonie, Euphonie, Kakophonie. Wie aber steht es um unseren europäischen Chor: Volkes Stimme – oder doch nur ein Durcheinander schriller Stimmen? Kommt nach dem BREXIT der EUREXIT? Fallen wir Europäer ins Nationale zurück? Zerbricht das europäische Projekt? Wegen der Flüchtlinge? Der eigensinnigen Ungarn? Der faulen Griechen? Der herrischen Deutschen? Doch es gibt ihn noch, den Chor der überzeugten Europäerinnen.

 

Aus Sorge um den Bestand des europäischen Projekts machen Frauen unterschiedlicher Nationalitäten sich auf eine Reise dorthin, wo alles begann, wo der göttliche Stier Europa an Land setzte, wo die Demokratie geboren wurde. Auf der Agora von Athen wollen sie gemeinsam einen Neuanfang wagen, die europäischen Werte neu entdecken, den Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft Europas finden. Ihr Weg dorthin aber gleicht einer Geisterbahn: Unerwartete Begegnungen liegen vor ihnen, schmerzliche bis schrille Gesichte und Phantasien locken und bedrängen sie. Der Chor der Reisenden erlebt eine tragisch-komische Odyssee, die seine Überzeugungen, Werte und Ideale zusehends auf die Probe stellt.

 

In EUREXIT verschmilzt Kostas Papakostopoulos eigenhändig in Köln gesammelte Stimmen europäischer Bürger, Videos, poetische und eigene Texte mit Textfragmenten aus Aischylos’ „Agamemnon“. Dies bildet die Grundlage für ein performatives und interaktives Projekt im Grenzbereich von Theater, Film und Musik. Um die europäische Krise darzustellen, hat das DGT in dieser Kollage aus Dokument und Dichtung diesseits des nüchternen Blicks der geschriebenen Geschichte die Perspektive des Einzelnen gewählt.

 

„Sind wir eigentlich unterwegs, weil wir gute Nachrichten empfingen oder weil wir auf gute Nachrichten hoffen?“, fragt sich der Chor. In Zeiten, in denen in Europa die politischen Fliehkräfte wieder zunehmen und das nationale Interesse über das gemeinsame gestellt wird, begeben wir uns zum Epizentrum der europäischen Idee. Liegen dort noch Gründe, es doch weiter miteinander zu versuchen?

 

Konzeption & Regie: Kostas Papakostopoulos
Bühnenbild & Kostüme: Ulrike Mitschke
Musikkomposition: Herbert Mitschke
Dramaturgie: Florian Meyer
Licht: Julia Marx

 

Pressestimmen

 

„Es ist eine gehörige Mischung Zynismus und Humor zu hören. Diese Mischung funktioniert. (…) Papakostopoulos leistet einen kritischen Beitrag zu einem kontroversen Thema, präsentiert vielfältige Ansichten und überlässt zum Schluss dem Zuschauer, sich seine eigene Meinung zu bilden.“
Theatergemeinde Köln, Dezember 2017

 

„Die Europa-Fahne ist zerfleddert, die Hymne misstönend verweht. (…) Kostas Papakostopoulos nähert sich dem komplexen Thema mit den Mitteln der grell übersteigerten Farce, die den Schauspielerinnen sportliche und stimmliche Höchstleistungen abverlangt. (…) Es wird viel geschrien und herumgetobt in dieser wuchtigen Performance des offensichtlich Unvereinbaren, ja des Scheiterns.“
Kölnische Rundschau, 19. Januar 2018

 

„Das Stück simuliert sehr treffend die Europadiskurse, wie man sie in Bürgerbewegungen wie dem „Pulse of Europe“ beobachten kann. Mit viel Pathos und Verve wird den Problemen den Kampf angesagt. Doch wenn es um deren Beseitigung geht, fehlt es zu oft an konkreten Ideen. (…) Eine klare, wenn auch düstere Botschaft, die Papakostopoulos hier sendet.“
Choices, 16. November 2017