GLÜCKLICHE TAGE
von Samuel Beckett
Konzept und Regie: Kostas Papakostopoulos
Ein unaufhaltsamer Klimawandel, eine Pandemie, die uns im Herbst die nächste Virus-Variante beschert, ein Krieg, mitten in Europa, mit Millionen Flüchtlingen. Die Krisen erreichen uns in immer schnellerer Folge, sie werden zum Grundrauschen unserer Zeit. Sind wir noch in der Lage etwas zu ändern? Oder wollen wir uns dem Schicksal ergeben? Laufen wir mit offenen Augen in die nächste große Katastrophe? Wo sind die glücklichen Tage geblieben?
Im Lichte dieser aktuellen Lage präsentieren wir einen der bedeutsamsten Theatertexte des 20. Jahrhunderts, GLÜCKLICHE TAGE von Samuel Beckett, konzipiert und inszeniert von Kostas Papakostopoulos.
Die Welt: eine Wüstenlandschaft. Eine Frau, die erst ab der Taille, dann bis zum Halse im Sand versinkt; bewegungsunfähig und fröhlich vor sich hinplappernd. In ihrer Nähe ihr Ehepartner, ein erschöpfter, schweigsamer Mann, der sich nur auf allen Vieren fortbewegen kann. Im krassen Widerspruch zu der katastrophalen äußeren Situation treten sie als Inbegriff des Glücks auf, die trotz der Verschlechterung der Umstände in einem unbeirrbaren, schon absurden Optimismus stupide verharren. Becketts Paar, Winnie und Willie, sind Komplizen ihres Schicksals. Sie verlangen nicht, dass man sie befreie, sie kämpfen nicht gegen ihre Situation, sie akzeptieren ohne Wenn und Aber ihre Lebenslage, denn; „Es wird wieder ein glücklicher Tag werden!“
In unserer Inszenierung verkörpern Becketts starre Figuren einen stummen Hilfeschrei zur Aktion. Die zwei Protagonisten spiegeln den erstarrten Zustand einer Welt, in der die Zuschauer Zeuge ihrer eigenen Handlungsunfähigkeit sind. Herbert Mitschkes Musikkomposition und die Videokulissen von John Seidler schaffen den Klang- und Bildraum, in dem das Paar auf tragikomische Art jeden Tag aufs Neue untergeht: Ein Projekt im Grenzbereich von Theater, Installation und Musik.
In Zeiten, in denen die Uhrzeiger schon auf fünf nach Zwölf stehen, setzen wir uns mit Samuel Becketts Parabel auseinander, um in der dringenden Not unserer Gesellschaft nach Mut und Taten zu verlangen, mit denen wir uns am eigenen Schopf aus dem Treibsand ziehen können.