ZOCKER (UA)

Eine Farce. Frei nach Dimitris Kechaidis
Konzept und Inszenierung Kostas Papakostopoulos

Premiere 26. Oktober 2018 um 20:00 Uhr
Freies Werkstatt Theater, Zugweg 10, 50677 Köln

 

In einer Zeit der Hoffnung auf neue Wege in Europa spielt, lacht und weint das DGT mit den Wünschen und Träumen zweier Protagonisten eines Milieus, dem selten der Raum auf der Bühne gegeben wird – und präsentiert in einer Uraufführung ZOCKER. Die Farce beruht auf „To Tavli“ (gr. für „Backgammon“) einem großen Stück neugriechischer Theaterliteratur, geschrieben von Dimitris Kechaidis, einem der bekanntesten Theaterautoren des modernen Griechenland.

 

DGT, Deutsch-Griechisches Theater, Zocker

„Et hätt noch immer joot jejange!“ Nach diesem bekannten Kölner Gebot leben auch unsere „Zocker“, der Italiener Gigi und der Grieche Vassilis, zwei kölsche Jungs aus der Südstadt und zugleich zwei europäische Jedermänner. Die beiden „Globalisierungsverlierer“, im Volksmund „Hartzer“, lassen sich von Pessimismus und Perspektivlosigkeit nicht beirren. Sie sehen sich als Männer für die großen Entwürfe, wollen aus der Masse herausragen, sich der Zwangsjacke der Anonymität entledigen. Fasziniert vom Wirbel der globalen Finanzströme wollen sie auch endlich am ganz großen Spieltisch mitspielen. Es den Maßanzugträgern nachmachen, all jenen, die das Spiel des Erfolgs mit einer Virtuosität spielen, die beide bewundern.

 

ZOCKER – Der Titel unserer Bearbeitung nimmt nicht nur Bezug auf das Brettspiel „Tavli“ (Backgammon), das Kechaidis’ Stück seinen Namen gibt. Er macht zugleich den Fabelcharakter dieser Geschichte deutlich: Denn die zwei Protagonisten, die beim Spiel irrwitzige Finanzprojekte aushecken, flüchten sich damit aus einer Realität, die sie als Welt der Beschränkungen und Perspektivlosigkeit erleben, in eine Welt der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten. Beim Backgammon lassen sie ihre Phantasie ins Kraut schießen, und auf kühne Spielzüge folgen noch kühnere Ausflüge in Welten, in denen ihre Träume von Glück, Erfolg und Anerkennung wahr werden. Für beide gilt: Solange man ein neues Spiel beginnen kann, hat jeder Regenbogen am Ende einen Topf voll Gold.

 

Papakostopoulos’ Bearbeitung des Stückes verlegt die Handlung aus dem Athen der 70’er Jahre ins Köln des Jahres 2018. Die Flucht in die Scheinwelt ihrer Träume bietet diesen beiden strahlenden Helden eine neue Heimat in der Verdrängung ihrer eigentlichen Realität. Auf tragikomische Weise verkörpern sie in ihren Lebenslügen und Illusionen, im Streit wie in der Freundschaft die ganze Zerrissenheit unserer modernen Gesellschaft – eine europäische Gesellschaft zwischen großen Visionen einerseits und Orientierungslosigkeit andererseits.

 

Pressestimmen
„Goudanakis und Nalbantis lassen die Zeit nur so verfliegen, ihr Vergnügen an Streit, Debatte, Kränkung und Versöhnung steckt an. Dieser Schmelz aus Temperament, Lokalkolorit und Rollenverständnis überzeugt als Ganzes, und dass man dabei ihre stattlichen Bäuche betrachten darf, amüsierte das Publikum sichtlich.“
Kölnische Rundschau, 21. November 2018

 

„Nikos Goudanakis als forsch auftretender Italiener, der auch schon einmal mit bravourösem Bariton eine Opernarie losschmettert, arbeitet sich im Laufe des Abends aufs Komischste an dem pathetischen Phlegma seines Spielpartners Vassilis Nalbantis ab.“
Kölner Stadtanzeiger, 28. Dezember 2018