Der Fall Woyzeck

von Kostas Papakostopoulos
nach Georg Büchner

„Jeder Mensch ist ein Abgrund.“ Diese Worte aus Woyzeck sind heute aktueller denn je. Wer ist in unserer Gesellschaft der Unterdrückte und wer der Unterdrückende? Was geschieht, wenn Woyzeck kein Soldat, sondern ein Fremder ist – gestrandet in einer Welt, die ihn zunächst wohlwollend empfängt, ihn aber nicht wirklich versteht? Und was passiert, wenn die „Einheimischen“ sich selbst als hilfsbereit sehen, aber von ihrem eigenen Alltag überfordert sind?

Die Inszenierung wirft einen neuen Blick auf Büchners Fragment und hinterfragt bestehende Machtverhältnisse und gesellschaftliche Strukturen. Was geschieht, wenn der Bürger als Helfer und „Gutmensch“ auftritt, aber plötzlich mit seinen eigenen Ängsten und Vorurteilen konfrontiert wird? Lässt sich der Teufelskreis von Unterdrückung und Gewalt durchbrechen – oder sind wir alle nur Gefangene eines Systems, das wir nicht begreifen?

Kostas Papakostopoulos verlegt die Handlung ins heutige Köln und macht Woyzeck zu einem Fremden, der mit staunendem Blick auf eine Gesellschaft trifft, die an ihrer eigenen Überforderung zu scheitern droht. Eine Welt, die Offenheit predigt, aber in Wahrheit ausgrenzend bleibt. Die Musik von Herbert A. Mitschke und die Videokulissen von John Seidler erschaffen einen Klang- und Bildraum für Woyzecks kafkaeske Reise auf der Suche nach Glück und Anerkennung. Es entsteht ein interdisziplinäres Theaterprojekt an der Schnittstelle von Schauspiel, Videoinstallation und Musik.

Der Regisseur, der vor allem durch seine Auseinandersetzungen mit dem antiken Drama seiner griechischen Heimat in Köln bekannt wurde, widmet sich anlässlich des 35. Jubiläums des DGT dem Thema Fremdsein und interpretiert diesen deutschen Klassiker als einen Appell, über die Grenzen der eigenen Weltsicht hinauszublicken und die Bedingungen zu hinterfragen, die unser Zusammenleben prägen.

Gefördert durch: Kulturamt der Stadt Köln, Ministerium für Wissenschaft und Kultur NRW